Am Dienstag, dem 1. November 2022, konnte die Vorsitzende Margret Kopp im Rahmen einer Projektbesuchsreise das Dorf Djamdé in der Region Kara besuchen. Trotz des Feiertags Allerheiligen hatten sich am Nachmittag um 14 Uhr eine Gruppe junger Leute (Schülerinnen, männliche und weibliche Stipendiaten, Ado-ManagerInnen) und eine Gruppe der älteren Generation (Tradi-Therapeuten, Dorfchef) gemeinsam in Räumen der Grundschule eingefunden.
Diese Form der Zusammenkunft ist ein sehr positives Zeichen der gelingenden guten Zusammenarbeit zwischen Alt und Jung im Aimes-Afrique-Modelldorf Djamdé, noch keineswegs selbstverständlich im togoischen Zusammenleben. Hier in Djamdé gelingt es zunehmend, die Lebenserfahrung, die Kenntnisse und das Wissen der älteren Generation einzubringen und gleichzeitig den Wünschen, Vorstellungen und Visionen der jungen Generation Raum zu geben und beides für die Entwicklung einer besseren Zukunft im Dorf gemeinsam zu nutzen.
Wortmeldungen der Traditherapeuten
Über die Gespräche und Diskussionen mit der jungen Generation wird gesondert berichtet. An dieser Stelle sollen Wortmeldungen der Traditherapeuten festgehalten werden.
Zunächst begrüßte der Dorfchef die Gäste aus Deutschland und hieß sie in seinem Dorf willkommen. Er betonte, dass es der Wunsch der Traditheratpeuten selbst war, die deutsche Delegation zu treffen und ihre Bewertung des Projektes Tradi-Santé persönlich zu präsentieren. Daher war diese Zusammenkunft arrangiert worden.
Alazi BOTCHO
Als erster Vertreter der Traditherapeuten ergriff Herr Alazi BOTCHO das Wort. Er hob im Namen der ca. 25 erschienen Kollegen und Kolleginnen hervor, dass sie alle bereits mehrfach an Schulungen durch Aimes-Afrique teilgenommen haben, die sie als überaus hilfreich, nutzvoll und informativ empfinden.
„Wir fühlen uns von der Ignoranz befreit“, sagte er wörtlich und meinte damit, dass sie einerseits ihr eigenes Können besser ein- und wertschätzen können, aber auch die Möglichkeiten der modernen Medizin kennen gelernt haben und als Angebot für ihre Patienten wahrnehmen.
Méatché AKONDO
Der zweite Vertreter der Traditherapeuten namens Méatché AKONDO bestätigte die Worte seines Vorredners und ergänzte, dass Sie diese Kenntnisse nicht nur theoretisch erklärt bekommen haben, sondern an Ärzte-Einsätzen teilnehmen durften und sich an konkreten Beispielen davon überzeugen konnten, dass es Erkrankungen gibt, die sie selbst nicht erfolgreich behandeln können.
Besonders informativ fanden sie die Teilnahme an Operationen im OP-Saal. All das hatten sie vorher nicht gekannt und daher auch nicht beurteilen können.
Kokougnongo TONOU
Der dritte Vertreter der Traditherapeuten, der sich zu Wort meldete, hieß Kokougnongo TONOU. Nach ausführlicher Zustimmung zu den Ausführungen seiner beiden Vorredner brachte er zum Ausdruck, dass sie durch die Schulungen von Aimes-Afrique verstanden haben, warum es besser ist, wenn Frauen in einer Krankenstation entbinden und nicht zu Hause.
Auch die zwei anwesenden Frauen – traditionelle Hebammen – unterstützten diese Aussage durch heftiges Kopfnicken. Die geschulten Traditherapeuten sind ab sofort bereit, Schwangere zu beraten und sie zu motivieren, zur Entbindung die Begleitung der modernen Medizin in Anspruch zu nehmen.
Gleichzeitig brachte er den Wunsch aller Traditherapeuten zum Ausdruck, eine Zertifizierung durch Aimes-Afrique zu erhalten, um sich als geschulte traditionelle Mediziner gegenüber den Patienten ausweisen zu können. Sie sind überzeugt, dass ihr Ansehen und das Vertrauen der Patienten in ihre medizinischen Angebote deutlich steigt, weil sie bereit sind, Patienten ggf. an die moderne Medizin weiter zu überweisen, wenn die Erkrankung ihre eigenen Heilmöglichkeiten übersteigt.
Dennoch sind sie weiterhin bereit, wenn die Behandlung bei der modernen Medizin nicht erfolgreich ist, die betroffenen Patienten erneut mit traditionellen Methoden zu behandeln, wenn der Patient das möchte. Es soll ein gegenseitiges Geben und Nehmen zwischen den modernen und den traditionellen Medizinern entstehen.
Démon SOULE
Als vierter Vertreter der Traditherapeuten ergriff Démon SOULE das Wort. Er machte deutlich, dass die Traditherapeuten durch die Schulungen verstanden haben, welch wichtige Rolle sie als erste Anlaufstelle für die Patienten im ländlichen Raum haben. Es gehört daher zu ihrer Verantwortung, mit der modernen Medizin zusammen zu arbeiten, um die bestmögliche Versorgung ihrer Patienten zu ermöglichen.
Das könne so weit gehen, dass sie ihre Patienten als erstes zur lokalen Krankenstation schicken, und der lokale medizinische Mitarbeiter dort entscheidet, ob die Erkrankung vom Medizinmann behandelt werden kann oder sofort von der modernen Medizin behandelt wird.
Er brachte zum Ausdruck, dass aktuell ein Engpass an Seren zur Behandlung von Schlangenbissen besteht, die in der Region um Djamdé relativ häufig auftreten und für deren Behandlung die traditionellen Heilmethoden nicht ausreichen.
Wichtiger Beitrag der Traditherapeuten
In allen Redebeiträgen kam deutlich zum Ausdruck, dass die Traditherapeuten sich erstmals ernst genommen fühlen und sie für sich selbst entdecken, wie wichtig ihr Beitrag für die medizinische Versorgung der ländlichen Bevölkerung ist. Sie wünschen sich weitere Schulungen und bessere Organisationsstrukturen, um zur Verbesserung und Verstärkung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der modernen Medizin beizutragen.
Diese Ausführungen nahmen ca. eine Stunde in Anspruch. Die Vorsitzende von Aktion PiT-Togohilfe e.V. versicherte den Traditherapeuten, wie positiv auch sie das Gesundheitsprojekt von Aimes-Afrique im Allgemeinen und die Integration der Traditherapeuten in dieses Projekte im ganz besonderen empfindet und bestärkte die Anwesenden, Ihre Anregungen bei Aimes-Afrique direkt einzubringen.
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