Vorbemerkung

Im Jahr 2022 konnte Aktion PiT – Togohilfe wieder im gewohnten Umfang Projektarbeit und konkrete Entwicklungshilfemaßnahmen durchführen. Trotz der nach wie vor bestehenden Auswirkungen von Corona und trotz des Ausbruchs des Ukraine-Krieges blieb erneut der befürchtete Spendeneinbruch aus. Mit großer Dankbarkeit können wir feststellen, dass Aktion PiT – Togohilfe bei den Spendern über einen hohen Vertrauensbonus verfügt. Die Spender bringen uns immer wieder zum Ausdruck, wie sehr sie die konkreten und individuellen Berichte über ihren Spendeneinsatz zu schätzen wissen. Auch der niedrige Verwaltungsanteil, der im Jahr 2022 wieder unter 5 % lag, spielt dabei eine Rolle.

Unser großer Dank gilt unseren vielen sehr treuen Spendern, die mit ihren kleinen, mittleren und großen Spendenbeiträgen – jeder Beitrag zählt! – unsere erfolgreiche Arbeit auch im Jahr 2022 wieder möglich gemacht haben.

Förderung aus öffentlichen Mitteln

Die Förderung aus öffentlichen Mitteln, insbesondere durch das BMZ (Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit), aber auch durch die Bayerische Staatskanzlei hat im Jahr 2022 unseren Mitteleinsatz wieder deutlich gestärkt. Dank des zuverlässigen Spendenaufkommens unserer vielen Einzelspender ist es uns auch immer wieder möglich, die Eigenleistung aufbringen zu können, um Zuschüsse beantragen zu können.

Die Zusammenarbeit mit bewährten Partnern wie Aktion Sternstunden, Lions- und Rotary-Clubs, Reiner-Meutsch-Stiftung Fly & Help und mehrerer kleiner Familienstiftungen ermöglicht es uns, unsere Projekte sehr kontinuierlich fortsetzen zu können. Neue Stiftungen, allen voran die Margrit-Nekouian-Stiftung, haben sich von unserem Ansatz der sehr partizipativen und nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit überzeugen lassen und unterstützen unsere Aktivitäten mit erheblichen Mitteln. Für diese Unterstützung sind wir besonders dankbar, denn sie ermöglicht uns große Projekte, die nicht nur punktuelle humanitäre Hilfe leisten, sondern langfristig und nachhaltig zu Entwicklung vor Ort führen.

Unsere Philosophie lautet: Die Probleme Afrikas müssen in Afrika vor Ort von den Afrikanern selbst gelöst werden.

Zusammenarbeit mit kompetenten Partnern

In Togo setzen wir daher bei unserer Projektarbeit auf die Zusammenarbeit mit kompetenten und professionellen Partnern wie der Verein Aimes-Afrique und dessen Vorsitzenden Dr. Michel Kodom, der Verein 3a-e unter der Leitung von Dr. Kouagou, den Chef und König von Zooti und eine Vielzahl von Betreuern für die Patenschaften. Hilfe ist nach wie vor in vielen Bereichen nötig. Corona hatte nicht nur zu einer Unterbrechung vieler Aktivitäten und Entwicklungen geführt, sondern zu neu ansteigender Armut und teilweise erheblichen wirtschaftlichen und sozialen Rückschritten geführt. Der Staat, der kaum über Steuereinnahmen verfügt, kann nicht wirksam gegensteuern. Umso wichtiger ist es, die Kräfte der Zivilgesellschaft zu mobilisieren und den jungen Menschen Perspektiven vor Ort aufzuweisen.

Dies gelingt uns in erfreulich hohem Maße durch unseren Projekteinsatz, der in 2022 wieder fast 2 Millionen € betrug:

  • Im Gesundheitsbereich konnte in Zusammenarbeit mit den Ärzten von Aimes-Afrique unser kindermedizinisches Projekt „AMSA“ fortgesetzt werden. Es gilt, die Eltern für Prävention und rechtzeitige Inanspruchnahme medizinischer Versorgung ihrer Kinder zu sensibilisieren und konkrete Behandlung bis hin zu Operationen der Kinder zu ermöglichen.

  • Als beispielhaftes und mutmachendes Einzelschicksal konnten wir die ersten Spendengelder für die Behandlung des entstellenden und lebensbedrohlichen Gesichtstumors des Studenten Marius sammeln. Die herausfordernde Operation ist in Togo vor Ort möglich.
  • Mit BMZ-Fördermitteln konnten wir in bewährter Zusammenarbeit mit Aimes-Afrique den neuen Projektbereich „Tradi-Santé“ starten, ein Projekt, das sich über 3 Jahre erstrecken wird. Ziel ist es, die Leistungen der traditionellen Mediziner zu erfassen, zu professionalisieren und in die Strukturen der medizinischen Versorgung der ländlichen Bevölkerung als zuverlässiges, vertrauenswürdiges Angebot einzubeziehen.

  • Mit Fördermitteln des Freistaats Bayern konnte eine wichtige Initiative zur Bekämpfung und Beseitigung von Kropferkrankungen gestartet werden, wobei die konkreten Operationen von Sensibilisierung- und Aufklärungsmaßnahmen begleitet werden.

  • Das Klima-Schutzprojekt ProClim konnte sehr erfolgreich zu Ende gebracht werden. Unsere Togowald-Challenge ermöglichte die Pflanzung von 10.000 weiteren Bäumen.

  • Unser Herzstück, das Patenschaftsprogramm, konnte erneut ausgebaut werden. Die Stipendiaten in unseren Modelldörfern konnten um weitere 30 neue Stipendien erhöht werden. Einige von diesen begabten Schülern haben es dank dieser Förderung bereits bis an die Universität geschafft. Auf Grund der gestiegenen Arbeitslosigkeit und wachsender Armut ist der Bedarf an Hilfen für die ärmsten Kinder deutlich gestiegen. Erfreulicherweise konnten wir auch die Zahl der Einzelkinderpatenschaften im Jahr 2022 erneut erhöhen. Dringend werden immer wieder weitere Paten gesucht.

    Besonders positiv wirkt sich die Krankenversicherung der Kinder aus. Dank der Versichertenkarte werden die Kinder in den Krankenstationen stets sofort vorgelassen und behandelt. Die Zahl der Kinder, die wegen Erkrankungen das Klassenziel nicht schaffen konnten, ist daher im Jahr 2022 deutlich zurückgegangen. Das Sparguthaben, das für jedes Patenkind angelegt wird, ermöglichte den Patenkindern einen guten Start in die Eigenständigkeit, wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben und die Patenschaftshilfe beendet wird. Der anwachsende Briefaustausch zwischen Patenkindern und -eltern fördert das gegenseitige Verständnis.

    In Zusammenarbeit mit der Stiftung C+D konnte ein zusätzliches Stipendiatenprogramm für arme, aber sehr begabte Gymnasiasten und Studenten gestartet werden.

  • Unser KiSS-Programm hat sich als besonders wirksames Instrument im Kampf gegen Hunger erwiesen. Weit über 5.000 Grundschulkinder konnten wir mit einer täglichen warmen Mahlzeit in der Schule versorgen.

  • Unser Schulbau-Programm wurde mit dem Bau von 5 neuen Schulgebäuden erfolgreich fortgesetzt. Zusätzlich wurden Schulen mit Schulmaterial unterstützt und Fußball-Wettkämpfe organisiert.

  • Die Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser wurde durch den Bau von 5 neuen Brunnen fortgesetzt.

  • Die Transporte sind weitgehend eingestellt worden.

  • Der Bereich Einzelhilfen und Kleinprojekte umfasst sehr unmittelbar wirksame Maßnahmen bei den ärmsten Bevölkerungsschichten, die unter den gestiegenen Lebensmittelpreisen leiden und von Arbeitslosigkeit betroffen sind, oft ihre Mieten nicht mehr zahlen können und in existenzielle Notlagen geraten. Diese direkten humanitären Hilfen wurden daher fortgesetzt.

Verwaltung unter 5%

Die Kosten für Verwaltung konnten dank viel ehrenamtlichen Einsatzes in nahezu unveränderter Höhe gehalten werden. Da die Mitteleinnahmen jedoch wieder gesteigert werden konnte, macht der Verwaltungsanteil daran nur 4,41 % aus. Unser Ziel, unter 5 % zu bleiben, wurde also erreicht. Wir danken allen Vereinsmitgliedern und den vielen zusätzlichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in den verschiedensten Bereichen einbringen und uns dieses positive Ergebnis ermöglichen. Die Vorsitzende wird zunehmend von ihrem stellvertretenden Vorsitzenden Andy Kopp bei der gesamten Organisationsarbeit unterstützt, sodass der Fortbestand des Vereins auch für die Zukunft gut abgesichert ist.

Gesamtbudget fast 2 Millionen Euro

Das Gesamtbudget, das wir im Jahr 2022 in diese vielen Projekte investieren konnten, machte fast 2 Millionen € aus. Wir danken der zuverlässigen und professionellen Arbeit unserer Partner, die die punktgenaue Umsetzung der geplanten Vorhaben gewährleisten und dadurch die Grundlage für das hohe Vertrauen schaffen, das Aktion PiT – Togohilfe bei den Geldgebern genießt. Dazu zählen unsere eigenen Mitarbeiter vor Ort, die große Gruppe der ehrenamtlichen Betreuer unserer Patenkindergruppen im ganzen Land und die Dorfchefs und Bürgermeister in den Dörfern der Schul- und Brunnenbauten. An vorderster Stelle konnten wir wieder auf die außerordentlich professionelle Zusammenarbeit mit unserem Partner-Verein Aimes-Afrique und dem Präsidenten Dr. Michel Kodom zählen, dem allein wir 1,3 Millionen € anvertrauen konnten. Ihm gilt unser höchster Respekt.

Aktion PiT – Togohilfe e.V. ist stolz und dankbar für die kontinuierliche, umfangreiche Unterstützung der verschiedenen Geldgeber und auf die erfolgreiche Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit allen Partnern sowohl in Deutschland als auch in Togo und das dadurch gemeinsam erreichte Ergebnis im Jahr 2022!

Fürstenfeldbruck, den 19. 09. 2023

Margret Kopp
Vorsitzende

Patenschaftsprogramm

Die Patenschaften zählen nach wie vor zum Herzstück der Projektaktivitäten von Aktion PiT – Togohilfe e.V. Durch den direkten Kontakt zu den Patenkindern wissen die Pateneltern sehr genau, wer ihre Hilfe bekommt und was damit bewirkt wird. Viele Patinnen und Paten bauen eine echte Beziehung zu ihrem Schützling auf.

Patenschaften: 83 beendet – 145 neu vermittelt

Im Jahr 2022 konnten 83 Patenschaften beendet werden, einige wenige, weil sie verzogen sind, die meisten jedoch, weil sie ihre Ausbildung erfolgreich beendet hatten. Sie alle konnten in die Selbstständigkeit entlassen werden, wobei sich die Ersparnisse auf den Sparbüchern, die für sie angelegt worden waren, für den Übergang in die eigenständige Verantwortung in allen Fällen als sehr hilfreich erwiesen haben.

Gleichzeitig konnten im Laufe dieses Jahres 145 neue Patenschaften vermittelt werden, sodass sich die Gesamtzahl der aktiven Patenschaften erneut von 730 auf 792 erhöht hat. Durch den vorbildlichen Arbeitseinsatz unseres Mitarbeiters Essowè Tchinguilou konnte das gestiegene Arbeitspensum gut bewältigt werden. Er sorgt für reibungslose Organisation der regelmäßigen Patenschaftszahlungen, der sorgfältigen Übermittlung von Sonderspenden und die Überwachung und Information über die Schulergebnisse und eventuelle Sonderprobleme. So können unsere Patenkinder sehr individuell nach ihren Bedürfnissen punktgenau gefördert werden. Das wissen unsere Paten sehr zu schätzen.

Ehemalige Patenkinder werden einbezogen

Zu den insgesamt 33 Betreuern der Patenkindergruppen vor Ort zählen inzwischen bereits 4 ehemalige Patenkinder, die diese Aufgabe auf Grund ihrer eigenen Erfahrung mit sehr viel Liebe und Begeisterung wahrnehmen und auf diese Weise ein wenig zurückgeben, was sie selbst an positiver Förderung erhalten hatten. Der wechselseitige Briefverkehr hat sich weiter deutlich erhöht. Dank einer Gruppe von 15 freiwilligen Übersetzerinnen bei uns in Deutschland, aber auch mit Hilfe von Computer-Übersetzungsprogrammen stellt die Sprache dabei keine Barriere mehr dar.

Geschenke für Patenkinder

Die „Bestellung“ von Patenkindergeschenken über unsere Homepage (geschenke.aktionpit.de), da Päckchenversand per Container nicht mehr möglich ist, wird ebenfalls zunehmend von den Paten angenommen, vor allem in der Weihnachtszeit, aber auch zu Geburtstagen der Patenkinder oder zum Schuljahresbeginn. Fotos von der Übergabe dieser Päckchen zeigen die Freude, die diese Überraschungsgeschenke bei den Kindern auslösen. Durch den Einkauf vor Ort werden togoische Händler – vorzugsweise ehemalige Patenkinder – unterstützt und die Kinder erhalten ortsübliche Produkte, sodass kein Neid auf „deutsche“ Geschenke entsteht.

Krankenversicherung

Die Krankenversicherung, die wir beim Versicherungsanbieter INAM, bei der alle Staatsangestellten automatisch versichert sind, für unsere Patenkinder zum günstigen Sonderpreis von nur 5,- €/mtl. abschließen konnten, hat sich seit dem Start im Jahr 2021 sehr bewährt. Immer wieder kamen positive Rückmeldungen von den Familien, die sich für diese Hilfe besonders bedanken. Dank der Versicherungskarte werden ihre Kinder in jeder staatlichen Krankenstation sofort aufgenommen und behandelt.

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die wegen Erkrankung an den Prüfungen nicht teilnehmen konnten und dann oft das gesamte Schuljahr wiederholen müssen, ist im Jahr 2022 deutlich zurückgegangen, eine riesengroße Verbesserung. Umgekehrt wirkt sich das auch positiv auf das Funktionieren der medizinischen Dienste aus, wenn sie verstärkt in Anspruch und bezahlt werden. Dieses Projekt stellt damit auch einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Gesundheitssystems in Togo dar.

Stipendiaten

Für Paten, die keine Zeit für intensiven persönlichen Austausch mit ihren Schützlingen in Togo haben, hat sich unser Stipendiaten-Patenschaftsprogramm in Zusammenarbeit mit Aimes-Afrique sehr bewährt. Bei diesem Stipendienprogramm fördern wir Kinder aus den 10 Modelldörfern, wenn sie zu den jeweils drei Schulbesten im Jahr gehören. Wir wollen dadurch diesen Kindern die Chance geben, auch weiterführende Schulen besuchen zu können, obwohl sie aus abgelegenen Dörfern und armen Bauernfamilien kommen. Auf diese Weise soll eine gebildete Schicht für die Dörfer heranwachsen, um die Geschicke einmal selbst in die Hand nehmen zu können.

Das ganze Schulniveau hat sich seitdem an diesen Schulen verbessert, weil alle Schüler sich sehr anstrengen, um in den Genuss eines solchen Stipendiums zu kommen. Die Vergabe der Stipendien ist allen im Dorf bekannt. Die Auszahlung der Stipendien erfolgt über die Schule. Die Paten erhalten nicht so oft Post von diesen Kindern: nur am Schuljahresende ein Dankschreiben und Weihnachtsgrüße sowie die Information, ob und wie sie das Schuljahr geschafft haben. Kinder, die ohne ersichtlichen Grund durchfallen, scheiden aus dem Stipendienprogramm wieder aus. Im Jahr 2022 konnten 30 neue Stipendien an den 10 Dorf-Grundschulen vergeben werden.

Zusammenarbeit mit Stiftung C+D

In Zusammenarbeit mit der Stiftung C+D konnten wir 10 weiteren armen, aber sehr begabten Gymnasiasten und Studenten im Jahr 2022 ein Stipendium gewähren, sodass sie gut ausgestattet ihren Begabungen entsprechend lernen und vorankommen konnten. Alle diese Stipendiaten haben mit hervorragenden Ergebnissen abgeschlossen und werden daher von C+D weiter gefördert.

Die Zahl insgesamt der betreuten Patenkinder ist im Jahr 2022 von 730 auf 792 mit einem erhöhten Fördervolumen (incl. Sparbücher und Krankenversicherung) von 439.000 € gestiegen.

Schulbauten

Im Jahr 2022 konnte das Schulbauprogramm mit Hilfe der Stiftung Fly & Help, aber auch dank eigener Spenden erfolgreich fortgesetzt werden, auch wenn nicht der gleiche Umfang wie im Vorjahr erreicht werden konnte. Dies lag u. a. daran, dass wegen Corona das Programm der kommunalen Spitzenverbände „1000 Schulen für die Welt“ im Landkreis Fürstenfeldbruck pausierte und nicht öffentlich beworben wurde. Wir hoffen, dass diese so wichtige Initiative im nächsten Jahr wieder aufgenommen wird.

Es konnten erfreulicherweise trotzdem 6 Bauten für Schulen fertig gestellt oder neu finanziert werden, und zwar in folgenden Dörfern:

  • Das Gymnasium in Takpamba, dessen Bau schon 2021 begonnen hatte, konnte fertig gestellt werden. Das Projekt wurde von Aimes-Afrique realisiert.

  • In Illico wurde neben der Christian-Kopp-Schule ebenfalls durch Aimes-Afrique der Bau eines Kindergartens realisiert.

  • Das Schulgebäude in Lom Nava (Baubeginn im Dezember 2021) konnte im Jahr 2022 fertig gestellt und eingeweiht werden. Zusätzlich wurden dort Bäume gepflanzt und ein Schul-Fußballwettkampf um den Ernst-Lehrer-Pokal durchgeführt. Die Projektrealisierung lag in den bewährten Händen des Dorfchefs von Zoti.

  • Das Gymnasium Guérin Kouka (Baubeginn im Dezember 2021) wurde im Jahr 2022 fertig gestellt. Um die Realisierung dieses Projektes hatte sich Bürgermeister André Béguem persönlich gekümmert.

  • Der Bau einer Grundschule in Glopé konnte mit Fördermitteln der Stiftung Fly & Help im Jahr 2022 durchgeführt werden. Die Projektrealisierung lag in den bewährten Händen des Dorfchefs von Zoti.

  • Der Bau einer Grundschule in Tchaloude konnte mit Fördermitteln der Stiftung Fly & Help im Jahr 2022 durchgeführt werden. Die Verantwortung für Projektumsetzung vor Ort lag bei der katholischen Diözesan-Schulverwaltung in Kara.

Zusätzlich konnte die Grundschule in Noagou mit Schulmaterial ausgestattet werden. In der Region Koutammakou konnte ein Schul-Fußballwettkampf um den Andy-Kopp-Wanderpokal finanziert werden.

Statt der bei uns gesammelten Schultaschen wurde das Frauenhaus-Projekt Aklala durch den Kauf von 100 dort vor Ort produzierten Schultaschen unterstützt. Diese Schultaschen wurden gezielt an Grundschüler mit dem weitesten Schulweg verteilt.

Durch das KISS-Programm (siehe Punkt 4) standen wir mit sehr vielen der durch uns erbauten Schulen weiterhin in engem Kontakt.

Für Schulprojekte konnte in 2022 ein Gesamtbudget von 182.000 € eingesetzt werden.

Brunnenbauprogramm

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist in vielen ländlichen Regionen Togos nach wie vor nicht gegeben. Frauen und Mädchen müssen noch immer weite Strecken zurücklegen, um Wasser aus verschmutzten Wassertümpeln oder immer wieder versiegenden Bachläufen zu holen. Ein nahegelegener Dorf-Brunnen sorgt daher sofort für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Frauen und Mädchen und reduziert schlagartig die oft lebensbedrohlichen Magen-Darmerkrankungen der gesamten Dorfbevölkerung, besonders aber die Sterblichkeit bei Säuglingen und Kleinkindern. Die Corona-Epidemie hat die Bedeutung der Verfügbarkeit von sauberem Wasser noch deutlicher werden lassen.

5 neue Brunnen

Deshalb war es uns ein Anliegen, das Brunnenbauprojekt im Jahr 2022 fortzusetzen. Insgesamt konnten in diesem Jahr 5 Brunnen finanziert werden. Drei Brunnen konnten in der Region Koutammakou gebaut werden, und zwar in den Weilern Bouto, Koutienkou und Litenbotuanli.

Ein Brunnen der im Jahr 2021 für das Dorf Tangbamong auf der Hochebene ganz im Norden von Togo geplant war, konnte trotz mehrfacher Bohrversuche dort nicht realisiert werden. Stattdessen wurde mit dem Budget im Jahr 2022 ein Brunnen mit Solarpumpe in dem Dorf Adjedacope (Maritimregion) neben der neu gebauten Schule realisiert.

Ein fünfter Brunnen wurde bei einer Grundschule am Stadtrand von Sokodé gebaut.

Unser Dank gilt den Spendern, die oft einen Geburtstag oder ein Jubiläum zum Anlass nehmen, auf eigene Geschenke zu verzichten und stattdessen Geld für den Bau eines Brunnens sammeln. Pro Brunnen werden ca. 3.000,- € benötigt.

Im Jahr 2022 konnte insgesamt 16.000,- € für Brunnenbauten einsetzen.

KiSS – Kinderschulspeisung

KiSS bedeutet KinderSchulSpeisung und hat sich zu einem unserer wichtigsten Projektbereiche entwickelt, da es in vielfacher Weise positiv wirkt.

Schlimme Corona-Auswirkungen

Die Corona-Auswirkungen haben in Togo die Armut erneut hochschnellen lassen. Die Preise für Grundlebensmittel sind um 30 % gestiegen, viele Arbeitsmöglichkeiten sind weggefallen und treffen am härtesten die Landbevölkerung. Selbst auf dem Land herrscht wieder weit verbreitet Hunger. Der Staat ist nicht in der Lage, durch soziale Leistungen der Verarmung entgegen zu wirken. Unser KiSS-Projekt ist ein wirksames Instrument, um Hunger bei den Kindern zu vermeiden. Es schafft Arbeitsplätze für Frauen, die als Köchinnen ausgebildet und für ihre Arbeit bezahlt werden. Und es belebt die lokalen Märkte, da die Lebensmittel direkt vor Ort eingekauft werden.

Mit nur 50,- Euro pro Jahr kann ein Schulkind während eines ganzen Schuljahres mit einem täglichen warmen Essen versorgt werden. Dadurch finden die Kinder in unseren KiSS-Schulen in Togo ein gutes Umfeld für ihre körperliche und geistige Entwicklung. Das Schulniveau bleibt hoch da sich die Kinder konzentrieren können. Auch Mädchen werden in die Schule geschickt, sodass wir konstant steigende Schülerzahlen verzeichnen. Im Jahr 2022 ist die Zahl der KiSS-Kinder von ca. 4.700 auf über 5.000 angestiegen.

Neben den 10 Modelldörfern in Zusammenarbeit mit unserem Partner Aimes-Afrique konnten wir das Kinderschulspeisungsprogramm auch in den Dörfern Mattema und Koutandiégou ausbauen sowie in den Dörfern Kagnibara und Adjedacope einrichten. Ein besonderer Dank gilt dabei der Aktion Sternstunden, dem Reisebüro DERPART Reisebüro Simader in Weilheim, einigen bayerischen Schulen (insbesondere das Gymnasium Viechtach, der Grundschule Maisach) und vielen vielen Einzelspendern.

Insgesamt konnten im Jahr 2022 den Betrag von 118.000,- Euro für KiSS einsetzen.

Dorfentwicklungsprogramm „Villages Aimes-Afrique – das lebenswerte Dorf“

Unser 2018 mit dem 1. Preis des „Eine Welt-Preises Bayern“ ausgezeichnetes Dorfentwicklungsprogramm wurde in Zusammenarbeit mit unserem wichtigen Partner Aimes-Afrique weiter betrieben, u. a. die erfolgreiche Schulspeisung KiSS, die in den Grundschulen dieser 10 Dörfer jährlich steigende Schülerzahlen versorgt (siehe Punkt 4).

Klimaschutz

Die Entwicklungsmaßnahmen in den 10 Modelldörfern richteten sich im Jahr 2022 weiterhin auf Klimaschutz. Das BMZ sah leider keine Fortsetzung des Klimaschutzprojektes vor. Es gab also keine Fördermittel mehr für diesen Bereich. Deshalb hat Aktion PiT-Togohilfe in diesen Jahr Eigenmittel gesammelt, um die Baumpflanzungen und Schulungen mit Aimes-Afrique fortsetzen zu können. Wir danken den vielen Baum-Paten, die unsere Challenge, in diesem Jahr nochmals 10.000 Bäume pflanzen zu können, mitgetragen haben.

Diesmal wurden speziell Obstbäume gepflanzt, die den Menschen schon bald direkten Nutzen bringen werden. Wir bekamen sogar einen Überschuss an Baumspenden, mit denen wir die 2.000 Bäume, die von der letztjährigen Pflanzung nicht überlebt hatten, nachpflanzen konnten. Insgesamt sind nun also bereits 40.000 Bäume in den 10 Modelldörfern neu aufgeforstet.

Bei Projektbesuchen konnten wir uns selbst davon überzeugen, wie hoch manche Baumsorten bereits gewachsen waren. Die Pflege der noch jungen Bäumchen wird von den Jugendgruppenleitern, den sog. Ado-Managern organisiert, z. B. das Anbringen von Körben um die Pflanzen als Verbiss-Schutz. Die Akzeptanz bei der Bevölkerung für dieses Projekt ist sehr hoch, wie uns bei Versammlungen von den Menschen immer wieder versichert wurde. Die sehr kompetenten und dem Niveau angepassten Sensibilisierungsmaßnahmen durch unseren Partner Aimes-Afrique erweisen sich als erfolgreich.

Aktion PiT - Togohilfe hatte im Jahr 2021 den Nachhaltigkeitspreis RENN erhalten und sieht dies als Ansporn und Verpflichtung an, gerade in diesem Bereich intensiv weiter zu arbeiten.

Vision 2030

Nach der Corona-Pause brauchte das Dorfentwicklungsprogramm eine Bestandsaufnahme und eine Neuorientierung der anzustrebenden Schwerpunkte. Dank eines großzügigen Spenders konnten wir daher Aimes-Afrique unterstützen, einen Workshop „Vision 2030“ mit Vertretern aller 10 Dörfer durchzuführen. Als eines der wichtigsten neuen Ziele wurde dabei die Professionalisierung und Stärkung der Landwirtschaft erarbeitet, um die Einkommensmöglichkeiten in den Dörfern zu verbessern und den Beruf des Landwirts für junge Leute attraktiv zu machen.

Aktion PiT-Togohilfe hat daher Kontakt zum Maschinenring aufgenommen, dessen Modell in Afrika durchaus vielversprechend bereits im Senegal aufgebaut wird. Erste Planungen, einen „Maschinenring Togo“ einzurichten, sind seitdem im Gang.

Insgesamt konnten im Jahr 2022 der Betrag von 44.000,- Euro (ausschließlich Eigenmittel) für das Dorfentwicklungs­programm „Villages Aimes-Afrique – das lebenswerte Dorf“ eingesetzt werde.

Gesundheitsprojekte – Santé pour tous

Dank der überaus professionellen Zusammenarbeit mit Aimes-Afrique und Dr. Michel Kodom bleibt der Gesundheitsbereich unser größtes Einsatzgebiet. Da das Ergebnis der vom BMZ beauftragten Wirtschaftsprüfung des Projektes „Ville Santé“ positiv war, konnte Aktion PiT - Togohilfe im Jahr 2022 erneut in den Genuss von Fördermitteln kommen.

Tradi-Santé

Für „Tradi-Santé“ als neues dreijähriges Projekt im Gesundheitsbereich wurden uns vom BMZ wieder hohe Fördermittel bewilligt. Dank vieler treuer Spender und Förderer war es uns möglich, die notwendige Eigenleistung von 25 % der Gesamtsumme aufzubringen. Das Projekt ergänzt die bisherigen Verbesserungen, die Aimes-Afrique bereits für den Zugang zu medizinischer Versorgung der ländlichen Bevölkerung erreicht hat.

Ziel des Projekts

Das anspruchsvolle Ziel dieses Projektes besteht darin, die traditionellen Medizinleute in den 5 Ville-Santé-Zonen zu erfassen, über ihre im togoischen Gesundheitsgesetz vorgesehene Rolle aufzuklären, sie zu professionalisieren und in das bestehende medizinische Versorgungssystem für die Bevölkerung einzubinden. Wechselseitige Vorurteile zwischen Moderner und Traditioneller Medizin sollen abgebaut und durch Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Patientenüberweisungsprogramm ersetzt werden.

Im Jahr 2022 konnten bereits Schulungen durchgeführt werden, an denen sich die traditionellen Medizinleute (Männer und Frauen) mit wachsendem Interesse beteiligen. Ihre Einbindung bei Ärzteeinsätzen mit Operationen empfanden sie als überaus informativ und befruchtend. Bei Projektbesuchen versicherten sie voll Dankbarkeit, sie seien durch die Schulungen und Zusammenarbeit mit Aimes-Afrique „von der Ignoranz (also von Unwissenheit) befreit worden.“

Für das Projekt Tradi-Santé konnten im Jahr 2022 bereits 766.000,- € eingesetzt werden.

Projekt AMSA

Mit Eigenmitteln und Unterstützung der Aktion Sternstunden konnten wir im Jahr 2022 das Projekt „AMSA“ also spezielle Ärzteeinsätze für Kinder fortsetzen, um Problemkinder frühzeitig zu finden und um die Eltern zu sensibilisieren, rechtzeitig medizinische Hilfe zu suchen. Im Jahr 2022 konnten 2.416 Kinder untersucht und behandelt werden, davon wurden 244 Kinder auch sofort operiert – ein großartiger Erfolg, sodass wir dieses Projekt dauerhaft in den nächsten Jahre fortsetzen werden.

Eine besonders große Herausforderung bei den Gesundheitsprojekten stellte die Operation des 24-jährigen Studenten Marius dar, der an einer lebensbedrohlichen Geschwulst im Gesicht litt. Die aufwendige Gesichtsoperation konnte von Fachärzten in Togo an der Klinik von Dr. Kodom durchgeführt werden. Die Hälfte der erforderlichen OP-Kosten von insgesamt 16.000,- € konnte Aktion PiT - Togohilfe bereits im Jahr 2022 sammeln und zur Verfügung stellen.

Mission Goître

Im Jahr 2022 hat uns Aimes-Afrique ein weiteres Vorzeigeprojekt im Gesundheitsbereich unterbreitet, die „Mission Kropf-OP’s – mission goître“. In ländlichen Regionen sind Kropferkrankungen in Togo noch relativ häufig. Das entstellende Erscheinungsbild der Geschwulst am Hals wird mit Verhextsein in Verbindung gebracht und nicht als behandelbare Erkrankung empfunden. Das Projekt sieht daher vor, durch Sensibilisierungskampagnen diese Krankheit zu entstigmatisieren und durch konkrete Operationen und Wiedereingliederung der operierten Patientinnen in ihre Familien Überzeugungsarbeit zu leisten.

Das Projekt ist auf 5 Etappen angelegt, um in jeder der 5 Regionen in Togo öffentlichwirksam über Kropferkrankungen aufzuklären. Am Ende soll ein Symposium mit Experten die Ergebnisse zusammenfassen und zu staatlichen Präventionsmaßnahmen führen. Für die erste Etappe dieses anspruchsvollen Projektes bewilligte der Freistaat Bayern Fördermittel, sodass noch im Dezember mit den ersten Operationen begonnen werden konnte.

Unser großer Dank gilt unserem Partnerverein Aimes-Afrique und seinen Mitarbeitern, die mit ungeheurem persönlichen Einsatz, hohem Fachwissen, enormer Kompetenz und Professionalität die Umsetzung dieser anspruchsvollen Projekte auch im Jahr 2022 wieder geleistet haben. Der Gesundheitsbereich konnte so wieder seine herausragende Bedeutung im Portfolio unserer Projekte einnehmen.

Es konnten im Jahr 2022 für Projekte im Gesundheitsbereich der Betrag von 1.082.000,- € eingesetzt werden.

Allgemeine Projekte

Dieser Posten umfasste im Jahr 2022 wie bisher eine Vielzahl von Kleinprojekten. Es handelt sich um direkte Familienhilfen von konkreten Spendern aus Deutschland, aber auch um Hilfsmaßnahmen für Partnervereine. So wurden Kleinprojekte wie z. B. die Unterstützung der Blindenselbsthilfegruppe CASPAK mit Lebensmitteln und Blindenhilfsmaterial (Blindenstöcke), die Behandlung von Jugendlichen, die an Epilepsie leiden, das Projekt Aklala als Zuflucht für Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt waren, gefördert.

Beim Projekt „Jugendgruppe Henry Pabst“ wurden einzelne Jugendliche bei ihrer Ausbildung unterstützt.

Viele Förderbeträge blieben vorwiegend im Bereich von unter 500,- €, sind jedoch sehr effiziente Direkthilfemaßnahmen.

Insgesamt konnten 77.000,- € für allgemeine Einzelhilfen und regelmäßige Kleinprojekte eingesetzt werden.

Transporte

Da Aktion PiT-Togohilfe e.V. seit dem Umzug im September 2019 in die Ludwigstraße nach Fürstenfeldbruck über keine Lagermöglichkeiten mehr verfügt, um Hilfsgüter zu sammeln, wurden im Jahr 2022 keine Transporte mehr durchgeführt. Es fielen lediglich noch Kosten für die Restabwicklung eines Ende 2021 verschickten Hilfsgütertransports mit Schulmöbeln an.

Trotzdem kamen nach wie vor viele Anrufe und Sachspendenangebote, vor allem im Juli für Schulranzen. Ohne Sponsoren, die für eine Übernahme der Transportkosten bereit wären, ist jedoch die Durchführung der Hilfsgütertransporte, so sehr viele der Sachspenden in Togo auch sehr nutzbringend eingesetzt werden könnten, nicht möglich.

Insgesamt konnten im Jahr 2022 noch 8.000,- € für Transporte von Sachspenden incl. der Entzollungskosten in Togo eingesetzt werden.

Organisation in Togo

6 eigene feste Mitarbeiter stehen in Togo für die Projektarbeit zur Verfügung, um diese umfangreichen Projekte vor Ort professionell abwickeln zu können. Insbesondere die Buchhaltung vor Ort der Konten auf der togoischen Bank UTB, die in die deutsche Buchhaltung eingepflegt wird, die Betreuung der Patenschaften, die Organisation des umfangreichen Briefwechsels und des Kommunikationsaustausches, die Zusammenarbeit mit den zahlreichen Partnern und die Überwachung der einzelnen Projekte werden von diesem Team überaus zuverlässig geleistet. Um das 4-Augenprinzip wahren zu können, sind zwei Buchhalterinnen eingestellt:

Elbine Ditoma KPAMA, unsere derzeit langjährigste Mitarbeiterin, und Sonia Samklu.

Für das Projektmanagement ist Solim Nolaki zuständig, die Patenschaftsorganisation leistet Essowè Riddick Tchinguilou, die sich beide aber auch gegenseitig jeweils vertreten können.

Weitere Mitarbeiter sind Ousman als Chauffeur und Adam als Betreuer der Außenanlagen und des Lagers.

Derzeit ist die Personalsituation sehr stabil. Die Mitarbeiter erhalten ein in Togo übliches Gehalt und sind außerdem incl. ihrer Kinder durch Aktion PiT -Togohilfe krankenversichert (eine freiwillige Leistung). Alle Mitarbeiter sind sozial versichert und erwerben dadurch Rentenansprüche.

Aktion PiT-Togohilfe e.V. steht vor Ort ein gebrauchter Pick-Up als Projektfahrzeug zur Verfügung.

Da das Gebäude als Sitz vor Ort dem Verein Aktion PiT-Togohilfe zur Verfügung steht, fallen nur wenig Verwaltungskosten an, die vorwiegend die Kommunikationstechnik und Bürobedarf betreffen.

Insgesamt hat Aktion PiT-Togohilfe in 2022 für diesen Bereich 8.000,- € ausgegeben.